Erschienen im Kulturaustausch-Magazin
In den Nachkriegsjahren wurden Sie schließlich Schriftsteller. Bis heute verarbeiten Sie Erfahrungen des Krieges in Ihrer Literatur. Was hat Sie zum Schreiben bewegt?
Nach Kriegsende wurde das Schreiben für mich zur Obsession. Ich schrieb jeden Tag und konnte nicht mehr damit aufhören. Ich merkte, dass es etwas in mir gab, das verarbeitet werden musste.
Viele Menschen tragen dieselbe Erfahrung wie ich in sich. Aber sie finden keinen künstlerischen Ausdruck dafür. Jemand, der einen Krieg erlebt hat, braucht eine Möglichkeit, das Erlebte nach außen zu bringen. Viele Menschen können das nicht.
Deshalb gibt es so viele Überlebende in Bosnien, die zwar den Krieg überlebten, aber in gewisser Weise das Danach nicht. Entweder sind sie mental noch immer in den Kriegsjahren gefangen. Oder sie stecken fest in der Nostalgie für das Jugoslawien, in dem sie einst lebten.
Für mich war es anders: Ich fand einen sprachlichen Ausdruck für meine Erfahrungen. Und das fühlte sich an, als würde sich der Nebel, der mich bis dahin umgeben hatte, plötzlich lichten. Ich konnte wieder klar sehen, hatte wieder eine Richtung im Leben.
