Erschienen in der Frankfurter Rundschau

Im Januar 1974 sprengten bulgarische Arbeitskräfte einen Berggipfel im zentralen Balkangebirge. Die Explosion bewegte Tausende Kubikmeter Fels, die Spitze des Bergs lag nun neun Meter tiefer. Auf dem neuen Plateau des Busludscha, türkisch für „Eisgipfel“, siedelte sich nun die Zentrale der Kommunistischen Partei Bulgariens an, in Form einer „fliegenden Untertasse“, wie das Gebäude mitunter genannt wird. Flankiert wird das betonierte UFO von einem Betonturm, der den seinerzeit größten roten Stern der Welt beherbergte. 150 Glühbirnen sollen angeblich in den Jahren der kommunistischen Diktatur dafür gesorgt haben, dass sein Licht bei klarem Wetter im ganzen Land zu sehen war: von den Donau-Städten im Norden bis zur Küste des Schwarzen Meers. Das Monument zeugt von einem in Beton gegossenen totalistischen Traum – dessen Lichter schon vor Jahrzehnten ausgegangen sind.

Heute tropft es von der Decke, das Dach ist kaum mehr existent. Zahlreiche Gäste haben sich mit Graffiti-Schriftzügen auf den Außenwänden des Gebäudes verewigt. Pferdeäpfel auf den Wegen zeugen von den Wildpferden, die in Herden immer wieder in diesem Teil des Balkangebirges gesichtet werden. Busludscha wirkt heute menschenverlassen.

Doch eine junge Architektin kämpft seit zehn Jahren für eine Zukunft des Monuments. Dora Ivanova, die an der Technischen Universität Berlin studierte und ihre Masterarbeit dem Thema widmete, sagt, es gebe noch immer kaum eine kritische Auseinandersetzung mit der sozialistischen Diktatur in Bulgarien. „Busludscha bietet die Möglichkeit, diesen Dialog anzustoßen.“ Sie hat deshalb 2015 die Busludscha-Stiftung gegründet, ein internationales Team aus Architekt:innen, Konservator:innen und Denkmalpfleger:innen, die sich für die Bewahrung des Gebäudes einsetzen und seine Teile sichern, etwa die großflächigen Mosaike unter dem Kuppeldach. Beteiligt sind auch Fachleute aus Berlin, Dresden und München.


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»Wir sind die Wächter dieser Erinnerungen«

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