
Erschienen in Analyse & Kritik
»Stellt die Überlebenden in den Mittelpunkt der Geschichte, nicht die Mörder«, das bildet die Grundlage eurer Arbeit mit Oral History …
Als Karadžić und Mladić noch frei herumliefen, berichteten so viele verschiedene Medien über sie und erzählten davon, wie sie ihre Leben lebten nach dem Krieg. Dadurch wurden sie humanisiert. Sie, die Tausende Menschen entmenschlicht und durch ihre Entscheidungen in den Tod geschickt haben, bekamen die gesamte mediale Aufmerksamkeit. Anstatt die Plattform Überlebenden zu geben, die solch unglaubliche Resilienz gezeigt haben, Menschlichkeit, und Mut. Im Memorial Center geht es nur um sie: Wir beleuchten ihre individuellen Lebensgeschichten, ihre Emotionen. Denn wenn man von Srebrenica erzählt, sollte immer zu allererst an die Überlebenden gedacht werden. Ihre Geschichten zeichnen wir nicht aus eigenem Interesse auf. Wir tun das auch nicht für das Land Bosnien. Wir tun das für die gesamte Welt. Per Definition ist Genozid ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Gegen jedes Individuum, das diesen Planeten bevölkert. Das macht es zu einer universellen Geschichte. Niemand kann sagen: »Das hat nichts mit mir zu tun«.
