
Die Wut über das gebrochene Versprechen
Erschienen in der Frankfurter Rundschau
Hüseyin Dayıcıks Traum war es, nach Griechenland zu ziehen, dort seine späteren Kinder großzuziehen und Olivenbäume zu pflanzen. „Hüseyin war ein Gute-Laune-Kind“, sagt Vater Süleyman Dayıcık. „Hüseyin hat es geliebt, uns zu ärgern. Er war der Witzigste im Haus“, sagt Drillingsschwester Gülfer Dayıcık. Er habe schon als kleines Kind Fußball gespielt, später kam das Boxen hinzu. Bald wollte er sich für sein erstes Turnier anmelden.
Doch am 22. Juli 2016 hat ein rechtsextremer Attentäter Hüseyin Dayıcıkermordet – in München, einer Stadt, die so viele Opfer rechtsextremer Terrortaten seit 1945 zu verzeichnen hat wie keine andere in Deutschland. 17 Jahre wurde Hüseyin Dayıcık alt. Sein Grab liegt heute in Aratos, dem Heimatdorf der Familie im Nordosten Griechenlands, etwa dreißig Kilometer vom Thrakischen Meer entfernt.