Erschienen auf Spiegel Online

»Die Faschisten waren schon im Dorf. Am nächsten Morgen nahmen sie mich weg. An diesem Tag nahmen sie alle Jugendlichen weg«, erinnert sich Melanija Bulgakowa an den Tag im Jahr 1942, als die deutschen Besatzer die damals 18-Jährige aus einem Dorf nahe Charkiw entführten. In einem Güterwaggon deportierten sie die junge Frau nach Dessau.

Knapp 60 Jahre später hielt sie das Grauen, das ihr die nationalsozialistischen Besatzungstruppen zufügten, in einem Brief fest. »Ich werde mich bemühen, diese Periode in meinem Leben deutlich zu beschreiben. Also, woher und wie kam ich nach Dessau?«, beginnt Melanija Bulgakowa ihre Aufzeichnungen.

Dessau-Roßlau, 2023. Enge Gänge führen durch das Stadtarchiv, Stahlregale reichen bis an die Zimmerdecken. Darin graue Pappkartons, die Hunderte Briefe enthalten. Die Poststempel stammen aus Dnipro, Kostopil, Charkiw, aus Städten in der heutigen Ukraine. In den Schreiben erzählen einstige Zwangsarbeiterinnen, wie die Nazis sie als Jugendliche nach Deutschland verschleppten.

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Man muss halt tun, was man tun muss, um die eigenen Leute zu retten

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Vermisst auf der Flucht nach Europa: Wo sind unsere Kinder?